Unser Tag im Hells Gate Nationalpark

Freitag, 19.07.2019

Wie kann unsere zweite Woche besser starten als mit einer sportlichen Herausforderung der besonderen Art?

Nach einem letzten Frühstück bei den Masai und einem langen Abschiedsblick hinunter in die Savanne machten wir uns in den Jeeps auf zum Hells Gate Nationalpark. Unser Fahrer Ed legte wie immer seinen geliebten DJ Burn auf, sodass die Fahrt fast wie im Flug verging. Am Gate vom Nationalpark lernten wir dann unsere Begleiter für die nächsten Stunden kennen: Ein Rahmen mit zwei Reifen, einer mehr oder weniger funktionierenden Gangschaltung und einem oft zu tiefen Lenker. Teilweise hochmotiviert, teilweise noch etwas skeptisch schwangen wir uns in die Sättel. Wie bei den Profis begleitete uns ein extra Auto mit unseren Getränken und Support-Team.

 

Das geplante Programm an sich schien gut machbar, denn wir hatten für 16 km bis zu den Hot Springs auf der anderen Seite des Parks ganze 4 Stunden Zeit. Aber wir wären ja nicht in Kenia, wenn alles so läuft wie geplant. Wir traten erstmal in die Pedale und los ging's. Es startete harmlos auf einem flachen Schotterweg, aber schon nach ein paar Minuten sprang meine Kette das erste Mal raus und kurz danach ähnelte der Weg mehr einem Sandstrand als einer Straße. Während wir uns tapfer den Berg hochkämpften, offenbarten unsere Räder nach und nach ihren wahren Charakter. Zwei klappten immer wieder von alleine den Ständer während der Fahrt aus, bei einigen weiteren musste man zum Schalten manuell die Kette auf ein anderes Zahnrad heben, bei manchen drehte sich der Sattel während der Fahrt einfach hin und her und bei anderen waren die Bremsen scheinbar nur zur Deko da. Zu unserer aller Erleichterung ging es bald darauf wieder abwärts und wir radelten mit unseren Profirädern direkt an Zebras, Antilopen und vielen Warzenschweinen vorbei. Ich wüsste nicht, wer von uns vorher schon mal einfach auf seinem Fahrrad eine Büffelherde oder Giraffen in freier Wildbahn passiert hat. Es war jedenfalls ein völlig anderes Gefühl als am Vortag im Auto.

 

Bei unserer Pause an einem Kletterfelsen bot sich die Gelegenheit, das Sportprogramm um eine zusätzliche Disziplin zu erweitern. Drei von uns kletterten neben einigen faulenzenden Klippschläfern behände den Felsen hoch. Währenddessen besorgte sich eine Pavianfamilie lieber ihr Mittagessen in einem parkenden Schulbus und scheuchte dabei eine ganze Mädchenklasse kreischend auf.

 

Nach dieser kurzen Pause setzten wir uns mit Blick auf die ebene Schotterstraße optimistisch gestimmt wieder auf unsere Drahtesel. Nach einigen Kilometern schlug die Stimmung bei vielen schlagartig um, als sich die vor uns liegende langgezogene Bergetappe tatsächlich als unser Weg herausstellte. Teilweise noch ungläubig, zum Teil vom Ehrgeiz gepackt und teilweise einfach resigniert keuchten wir den Berg hoch. Es blieb zum Entsetzen vieler auch nicht nur bei dem einen Anstieg, sondern wir mussten zwischen dampfenden Schwefelwerken ein weiteres Mal einen langen Anstieg bewältigen. Mit zitternden Knien und völlig außer Puste kamen wir endlich bei den Hot Springs an und bestellten als letzte aktive Amtshandlung des Tages etwas zu essen und trinken, um unsere Reserven irgendwie wieder aufzufüllen. Vollkommen erschöpft stiegen wir danach in die Jeeps und ließen uns einfach nur noch nach Ndalani chauffieren. Die Mountainbikesafari mit ihren wortwörtlichen Höhen und Tiefen war auf jeden Fall ein einmaliges, beeindruckendes Erlebnis. Insofern viele Grüße von unserer Muskelkater geplagten Radlergruppe, die gerne noch Massage-Angebote entgegen nimmt.

 

Bis bald

Laura